
Er war der größte Showstar der jungen Bundesrepublik, als Magier machte er nach dem Krieg eine Weltkarriere, Helmut Schreiber alias Kalanag. Seine Zaubervorführungen waren aufwendig, brillant, exotisch und schlugen die Zuschauer in ihren Bann. Doch sein größtes Kunststück war es gewesen, seine zwielichtige Vergangenheit in der NS-Diktatur verschwinden zu lassen.
Als Filmproduzent und Präsident des Magischen Zirkels pflegte er enge Verbindungen zu Nazi-Größen von Hitler bis Goebbels, stellte seine Arbeit in den Dienst der nationalsozialistischen Sache, produzierte das einzige antisemitische Musical der Zeit und sorgte für die Gleichschaltung der deutschen Zauberkünstler.
Auf der Grundlage von ausführlichen Archivrecherchen und Interviews erzählt Malte Herwig erstmals das wendungsreiche Leben dieses Mannes, der die ganzen Widersprüche der Kriegs- und Nachkriegszeit verkörpert.
»Kalanag als Person zeigt, dass die Stunde Null eigentlich die größte Illusion der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts ist. Die Stunde Null hat es nie gegeben.
Es hat nichts neu und von vorne angefangen. Die Menschen waren die Alten.
Die Idee, dass alles auf Null resettet wird und man neu anfangen kann –
das ist letztendlich ein gigantischer Zaubertrick.« - Malte Herwig
Das Buch ist gut geschrieben, manchmal etwas zu sehr ausgeschmückt, liefert aber viele interessante Hintergrundinformationen und ist somit ein wichtiges Zeitdokument.